Biografisches
*4.5.1918
Basel, †15.8.1971 New York.
Bildhauer, Maler und Paedagoge. Vertreter des
amerikanischen Abstrakten Expressionismus.
Hugo Weber wurde 1918 in Basel geboren Er beginnt
seine kuenstlerische Laufbahn als Plastiker bei Ernst Suter. Unter dem Einfluss von Aristide Maillol,
dessen Ausstellung er 1933 in der Kunsthalle Basel sieht, folgen erste Portraets
und ein Aufsatz ueber den Bildhauer. In Anlehnung an Jean Arp entstehen
1944–45 biomorphe Plastiken und Portraetkoepfe von Kuenstlerfreunden wie Marino
Marini und Jean Arp.
Die Beschaeftigung mit den geometrischen Reliefs von
Sophie Taeuber-Arp fuehrt zu Werken mit spielerischen Elementen (Kugelspiel,
1945). Waehrend seines Aufenthaltes in Paris 1945–46 ist Weber stark
von der Ecriture automatique und von Kuenstlern wie Wols und Alberto
Giacometti beeindruckt.
Eine Zaesur bildet 1946
die Berufung nach Chicago ans Illinois Institute of Technology, die um 1950
zum kuenstlerischen Durchbruch fuehrt.
Neben der Lehrtaetigkeit
und deren Reflexion in paedagogischen Schriften entstehen 1947–49 wichtige
Arbeiten.
Er macht waehrend
dieser Zeit Bekanntschaft mit den Kuenstlern und Architekten Serge Chermayeff,
Marcel Duchamp, Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe.
Die Serien Energetic
Figures und Vision in Flux markieren einen entscheidenden Neubeginn;
die Linie wird zum Ausdruckstraeger der spontanen Bewegung.
Kalligrafische Zeichen oder Figuren bilden rhythmisch bewegte Kompositionen, die
er als Installation aus frei im Raum aufgehaengten Bildern in seiner ersten
grossen Einzelausstellung Vision in Flux 1951 zeigt.
Webers gleichnamiger
Film dokumentiert die Vision des fliessenden uebergangs von Raum, Werk und
Betrachter. Mit grossen gestischen Bildern, die er Energetic Paintings
nennt und in der Galerie Betty Parsons' praesentiert, gelingt ihm der
Einstieg in die New Yorker Kunstszene des Abstrakten Expressionismus.
In den von hellen
fensterartigen oeffnungen dominierten Bildflaechen spiegeln sich Webers staedtische
Umgebung wie auch Natureindruecke aus Skandinavien, das er als Leiter eines
Design-Kurses in Oslo kennengelernt hat. Durch Vermittlung des Fotografen Aaron
Siskind kann er intensive Kontakte zu den Kuenstlern des Abstrakten
Expressionismus in New York knuepfen, mit denen er gemeinsam ausstellt – Franz
Kline, Jackson Pollock, Willem de Kooning, Mark Rothko sowie der Fotograf Harry
Callahan.
Nach der Heirat mit
der amerikanischen Malerin Anne Childs erhaelt Weber 1955 die
amerikanische Staatsbuergerschaft. 1955-1960 lebt das Paar in Paris. Der
Wechsel nach Paris bewirkt eine voruebergehende Rueckkehr zu geschlossenen,
meist ovalen Formen.
Nach seiner Rueckkehr
nach New York 1960 beschaeftigt sich Weber mit der Person des Architekten
Ludwig Mies van der Rohe. In einer Reihe von Zeichnungen und Bildern reduziert
er das Portraet seines Freundes auf wesentliche Charakterzuege, in Plastiken
steigert er dessen Kopf zu eindringlicher Expressivitaet.
In der Tradition der Kuestenbilder
aus Spanien steht die Fluss-Serie mit Bildern wie Aquamia oder Ophelia
von 1961. Waehrend diese meist auf blauem Hintergrund basieren, werden in der
nachfolgenden Love-Serie die Hauptakzente in Rot, Schwarz und Weiss
gesetzt. Die Tamarind-Lithografien von 1964 gehoeren zu Webers
wichtigsten gestisch-kalligrafischen Arbeiten. Anlaesslich eines Aufenthaltes in
New Mexico entstehen 1965 expressive, teils schemenhafte Gesichter in
verschiedenen Techniken. In den spaeten 60er Jahren beschaeftigt sich Weber
immer ausschliesslicher mit der Darstellung von Gesichtern, Fratzen und Nasen,
die in einer Art Comic-Stil imaginaere Dialoge fuehren. In seinen
kunsttheoretischen ueberlegungen aus dieser Zeit bedient er sich der Form von
Aphorismen und Fragmenten.
Vier Jahre nach Hugo
Webers Tod 1971 in New York wird 1975 eine erste Retrospektive seiner
Werke als amerikanische Wanderausstellung gezeigt, der drei Jahre spaeter eine
Einzelausstellung in der Galerie Riehentor in Basel folgt. 1984 realisiert
das Kunsthaus Zuerich einen ueberblick ueber den Nachlass Hugo Webers.
Quelle: Biografisches Lexikon der
Schweizer Kunst, SIK und Monografie von Iris Bruderer-Oswald (siehe Buch-Tipps)